40 Kilo Plastik? Total Banane!

40 Kilo Plastik? Total Banane!

Seit Monaten wird in Gladbach über die Restmülltonne diskutiert. Aber wie steht's mit dem Plastikmüll? Der wird laut Auskunft der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) immer mehr. Kann man überhaupt noch plastikfrei einkaufen?

Die Redaktion hat recherchiert.

Cocktailtomaten und "vorfiletierte" Ananas — im Plastikeimer. Die Gurke — im transparenten Kunststoffmantel. Zwei Peperoni — zwischen Styropor und Folie. Salat to go — in der Einweg-Schüssel. Plastik, wo man hinsieht. Ein Einkauf für die Familie und der gelbe Sack ist voll.

Nach Auskunft der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein produzierte 2017 jeder Mönchengladbacher rund 40 Kilogramm Verpackungsabfälle. Und das ist vermutlich nur die vorläufige Spitze, denn diese Menge, so die EGN, ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen (2013 waren es noch rund 36 Kilogramm).

Plastikfreie Alternativen? Gibt es. Zum Beispiel lose Äpfel statt in Folie vorverpackte. Andere muss man als Kunde aber suchen. Und sie bedeuten mehr Aufwand. Uwe Lojewski, Geschäftsführer bei Edeka Endt, weiß, wie das bei seinen Kunden ankommt. Eher nicht. Mehrweg-Boxen am Salatbuffet, Obstnetze, Leihkörbe für den tütenlosen Transport nach Hause — "haben wir alles angeboten, wurde aber nicht genutzt. Schade, wir hätten uns sehr gefreut, wenn das angenommen worden wäre", sagt Lojewski.


Trotz geringer Resonanz durch die Kunden will man bei Edeka Endt dranbleiben und testet verschiedene Ansätze zur Verpackungsvermeidung, zum Beispiel an der Käse- und Wursttheke. Und an der Kasse ist längst Schluss mit Plastik. Es gibt Papiertüten, Stoffbeutel, große Tragetaschen aus 80 Prozent recyceltem Material und Einkaufskartons, die bis zu 25 Kilo Ware locker "packen".
Den Trend weg von der Plastiktüte hat die dm-Kette als erstes erkannt. Geschäftsführer Christoph Werner: Wir haben als erstes Handelsunternehmen Bio-Baumwolltaschen mit Pfandsystem angeboten und konnten als erstes deutsches Unternehmen die Abschaffung kostenloser Plastiktüten bekanntgeben."
Aber schaffen Stofftaschen und Papiertüten ein gutes Gewissen, wenn man seine plastikumhüllten Lebensmittel "umweltfreundlich" darin verstaut?
In den Gladbacher Supermärkten und Discountern sieht's insgesamt mau aus. Bei real gibt's ein Obstsäckchen für 3,99 Euro zu kaufen. Macht aber keiner. Geht auch eher unter in der großen Gemüseabteilung, in der es an jeder Ecke Plastiktütchenspender gibt. Von aufmerksamkeitsstarker Positioniereung kann nicht die Rede sein.
Im Superbiomarkt geht man schon offensiver ans Thema heran: Auch hier gibt es wiederverwendbare transparente Stoffsäckchen für Obst und Gemüse, so Daniel van de Bruck, Marktleiter der Gladbacher Filiale. Das Fünferpack für unter 7 Euro. Käse und Aufschnitt kann man sich plastikfrei in die selbst mitgebrachte Dose packen lassen. Aus hygienischen Gründen gibt es ein Tablett, auf das der Kunde seine Dose stellt, die dann befüllt wird. Ebenfalls im Angebot sind Eier-Mehrwegdosen, bei deren Nutzung der Eierpreis um 1 Cent geringer ist. Papiertüten an der Kasse waren früher kostenlos, da sie aufgrund des Energieverbrauchs zur Herstellung bei Einmalbenutzung auch nicht besser sind als Plastiktüten, kosten sie jetzt 10 Cent. Umweltschonender Nebeneffekt: Die Nachfrage ist um die Hälfte zurückgegangen.
Dass noch mehr geht, beweist der Gladbacher Unverpackt-Laden Tante LeMi. Hier gibt es ausschließlich vegane Bio-Ware von Pasta bis Müsli, alles unverpackt und zum Abfüllen in mitgebrachte Dosen und Tupperware. 2016 auf kleinstem Privatraum in der Gasthausstraße 51 als Projekt gestartet, ist der gemeinnützige Verein mit Tante LeMi kürzlich ein paar Häuser weiter auf der Straße, Haus Nummer 68, in seinen ersten Laden umgezogen. Weil das Konzept aufgeht und die Nachfrage steigt. Sicher, "es gehört ein bisschen Idealismus dazu", wie Oliver Jansen, eines von fünf Vorstandsmitgliedern, erklärt. Aber der Kundenkreis wächst.
Und freut sich. So wie Sabina Bohm: "Wir sind sehr umweltbewusst und froh, dass wir das hier umzusetzen können. Das sind super Produkte, auch preiswert, und man überlegt auch mal wieder, was brauche ich wirklich."
Fazit: Auf Plastik verzichten wollen immer mehr Gladbacher. Im Alltag ist es vielen aber einfach (noch) zu aufwendig.

(Report Anzeigenblatt)