„Es geht um unsere Kinder“

„Es geht um unsere Kinder“

Morgen ist der Welttag des Buches. Was liegt also näher als ein Interview mit einem Schriftsteller? Der Extra-Tipp sprach mit dem in Rheydt geborenen Kinderbuchautor Armin Pongs.

Ob Schreibwerkstätten, Lesungen in Grundschulen oder auch Vorträge für Eltern – dem Autor Armin Pongs ist die aktive Leseförderung ein zentrales Anliegen. Im Gespräch mit dem Extra-Tipp äußert er sich über sein aktuelles Buch, das von ihm verfolgte Konzept und über den Status des Lesens in unserer Gesellschaft.

Extra-Tipp: Herr Pongs, Ihr aktuelles Buch „Krokofils Tagebuch – Ein Jahr voller Geburtstage“ ist passenderweise an Ihrem eigenen Geburtstag erschienen. Worum geht es in dem Buch und was ist die Idee dahinter?

Armin Pongs: Dafür muss ich etwas weiter ausholen. Begonnen habe ich ja bereits vor zehn Jahren mit dem Schreiben von Märchenbüchern. Es fing damit an, dass mein damals sechs Jahre altes Patenkind eine Geschichte vorgelesen haben wollte, in der ein Krokodil vorkommt. Da ich ein solches Buch allerdings nicht im Regal hatte, habe ich kurzerhand selbst eine Geschichte erfunden. So ist letztlich die Figur Krokofil (übersetzt: das freundliche Krokodil) entstanden. Über die Abenteuer von Krokofil gab es bislang drei Bücher. Nun ist mit „Krokofils Tagebuch“ mein neues Werk erschienen, und es ist gewissermaßen mein Lebenswerk. Der erste Band beinhaltet 31 kurze Geschichten, in den nächsten Monaten und Jahren sollen aber elf weitere Bände folgen. Band zwei erscheint im Mai.

Extra-Tipp: Die Idee dahinter ist demnach die, dass es am Ende 366 Geschichten geben soll, für jeden Tag im Jahr eine?

Armin Pongs: Genau, für jeden Tag des Jahres soll es eine Geschichte geben, die sechs Seiten umfasst und die zu lesen, etwa 15 Minuten dauert. Jede Geschichte soll den Kindern einen neuen Zugang zu dem jeweiligen Tag vermitteln. Daher auch der Untertitel „Ein Jahr voller Geburtstage“. Geburtstage werden schließlich in der Regel viel bewusster wahrgenommen als andere Tage. Letztlich sollte aber ja jeder Tag bewusst erfahren werden. Mit meinen Geschichten will ich erreichen, dass Kinder merken, was sie alles für sich aus einem Buch herausholen können. Deshalb sind die Geschichten nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern sie vermitteln auch kindgerecht aufbereitetes Wissen.

Extra-Tipp: Sie machen sich immer wieder stark für eine aktive Leseförderung. Wie gehen Sie dabei vor? Welchen Ansatz verfolgen Sie?

Armin Pongs: Eines der großen Anliegen unserer Gesellschaft sollte es sein, Kinder früh für das Lesen zu begeistern. Daher stecke ich da meine ganze Kraft hinein und arbeite auch viel mit Symbolik. Man nehme nur einmal das Beispiel der Lesemuscheln, die ich bei meinen Lesungen verteile. Diese bewirken, dass derjenige, der sie um den Hals trägt, besser liest – wenn man denn daran glaubt. Für Kinder spielt derartige Symbolik eine wichtige Rolle.

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Extra-Tipp: Welchen Status hat das Lesen denn generell in unserer Gesellschaft heutzutage und wie ist es um die Lesefähigkeit der Grundschulkinder in Deutschland bestellt? Wie sind da Ihre Erfahrungen?

Armin Pongs: Auf jeden Fall ist eine Menge zu tun. Es ist nicht mehr nur ein Phänomen der sozial schwächeren Schichten, sondern es zieht sich mittlerweile auch in die mittleren Schichten hinein, dass Eltern ihren Kindern nicht mehr vorlesen. Darunter leidet natürlich die Lesefähigkeit der Kinder, und das, wo doch das Lesen eigentlich die Innovationskraft unserer Gesellschaft ausmacht. Sehen Sie nur in die USA oder die Türkei. Dort wird auch nicht viel gelesen. Welche Konsequenzen das hat, sieht man an der aktuellen politischen Führung dieser Länder. Ich glaube aber an die Errungenschaften Europas und will nicht irgendwann in einem totalitären Staat leben. Daher will ich auch jedes Kind persönlich ansprechen und darauf hinwirken, dass die Kinder die Reichtümer des Lesens entdecken.

Extra-Tipp: Welche Bedeutung kommt den Lehrern zu und was muss der Staat aus Ihrer Sicht tun, um die Lesefähigkeit der Kinder in Deutschland wieder nach vorn zu bringen?

Armin Pongs: Unsere Lehrer und Schulen erfahren nicht die Wertschätzung, die sie verdienen. Dabei hängt viel an der Motivation der Lehrer, und viele von ihnen machen einen wirklich tollen Job. Dennoch muss die Lehrerausbildung weiter verbessert und mehr Geld in die Bildung investiert werden. Auch dass so viele Schulleiterstellen derzeit nicht besetzt sind, ist eine große Baustelle. Der Rektorenjob muss auf jeden Fall an Attraktivität gewinnen. Aber ich finde es ehrlich gesagt bedenklich, überhaupt über solche Dinge reden zu müssen. Schließlich geht es hier ja „nur“ um unsere Kinder und unsere Zukunft.

(Report Anzeigenblatt)