Fichten sind echte „Säufer“

Fichten sind echte „Säufer“

Den meisten von uns gefällt der Dauersommer - das Wetter fühlt sich mehr nach Juli an, als nach Oktober. Doch was uns Menschen Spaß macht, bringt die Natur zum Stöhnen. Extra-Tipp war mit dem städtischen Revierförster Werner Stops im Wald und hat nachgesehen, wie die Natur auf die monatelange Trockenheit reagiert.

Neben den menschlichen Sonnenanbetern ist es vor allem der Borkenkäfer - auch Buchdrucker genannt - der über das trockene Wetter frohlockt. „Bei dem Trockenstress können sich die Bäume nicht mehr so gut gegen Schädlinge schützen, sie transpirieren weniger“, erklärt Werner Stops, Revierförster der städtischen Wälder in Mönchengladbach. Der Borkenkäferbefall ist deshalb in diesem Jahr extrem. „Normalerweise schwitzen die Bäume Harz gegen die Schädlinge aus, die bleiben dann darin kleben und können sich schlechter durch die Rinde bohren“, so Stops. Besonders betroffen seien Douglasien, Lerchen und Fichten - alles Nadelbäume. „Fichten sind die Säufer unter den Bäumen“, die treffe es in Dürreperioden als erste.

Glück für Mönchengladbach: die hiesigen Wälder sind Laubholzstandorte, es gibt nur etwa ein Prozent Fichten. Und Laubbäume halten länger durch. Doch nicht in jedem Mönchengladbacher Wald ist die Situation gleich. In Wickrath, am Rheydter Schloss und im Hardter Wald seien die Bäume mehr betroffen, weil der Sandboden dort das Wasser nicht speichern könne, so Stops. Hoppbroich, die Donk und der Volksgarten seien dagegen grundsätzlich feuchter.

Bäume haben verschiedene Abwehrmechanismen gegen Trockenheit: Erst schließen sie die Spaltöffnungen an den Blättern, dann werfen sie Laub ab - das kann bis zum Totalverlust gehen - und am Ende sterben sie ab. Bei einigen Fichten ist das bereits geschehen. „Die müssen wir abholzen“, sagt Werner Stops.

Seit Mai hat es kaum geregnet und selbst vereinzelte Gewitter, wie es sie in den Nachbargemeinden schonmal gab, sind an Mönchengladbach vorbei gezogen. „Durch die Temperaturen ist alles ein bisschen früher“, das bunte Laub zum Beispiel sei eigentlich erst Allerheiligen „dran“. Von „Katastrophe“ mag der Förster aber nicht reden. „So schnell stirbt so ein Wald nicht“, sagt er. Wenn der Winter komme, brauche der Baum sowieso kaum noch Wasser, weil das Wachstum komplett zurück gehe.

(Report Anzeigenblatt)