Mit Schniefnase zur Arbeit?

Mit Schniefnase zur Arbeit?

Die Nase läuft, der Kopf ist heiß, der Hals geschwollen: Laut einer repräsentativen Umfrage des DGB von 2018 gehen zwei von drei Angestellten trotzdem zur Arbeit. Ab wann ist krank zur Arbeit gehen nicht mehr kollegial, sondern einfach nur fahrlässig?

Die Nase läuft, der Kopf ist heiß, der Hals geschwollen: Laut einer repräsentativen Umfrage des DGB von 2018 gehen zwei von drei Angestellten trotzdem zur Arbeit. Ab wann ist krank zur Arbeit gehen nicht mehr kollegial, sondern einfach nur fahrlässig?

Glasige Augen, triefende Nasen, dicke Hälse oder alle paar Minuten zum Klo rennen müssen: Zwei von drei abhängig Beschäftigten in Deutschland gehen trotz Infekt zur Arbeit. Das hat eine repräsentative Umfrage des DGB im vergangenen Jahr ergeben. Zur Zeit ist das Thema wieder aktuell wie nie: In Mönchengladbach gehen Mandelentzündung, grippaler Infekt und ein Magen-Darm-Virus rund. Und trotzdem kann es so manch einer der Kranken nicht lassen, zur Arbeit zu gehen.

Die Gründe sind vielfältig: Manche wollen ihre Kollegen nicht hängen lassen, andere befürchten, vom Chef als "faul" eingestuft zu werden, wieder andere haben Angst davor, dass Arbeit liegen bleibt, die sie später mühselig nacharbeiten müssen. Freiberufler und Selbstständige haben mitunter gar keine Wahl: Wenn sie nicht arbeiten, kommt kein Geld rein. Svetlana Orlova, Internistin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Mönchengladbach, weiß noch einen Grund: Manche Firmen zahlen Provision, wenn Angestellte das ganz Jahr nicht "krank werden". Doch ab wann ist es eher fahrlässig als kollegial, krank zur Arbeit zu kommen?

"Auf keinen Fall zur Arbeit zu gehen, rate ich Patienten, die Fieber haben", sagt Svetlana Orlova. Alles andere müssten die Patienten im Grunde selber entscheiden. Ab den ersten Symptomen sei vier bis sieben Tage lang die Gefahr groß, andere anzustecken und der kranke Kollege sollte beim Niesen zumindest ein Taschentuch und nicht das selbe Geschirr benutzen wie die anderen und nicht anderen ins Gesicht husten. Schützen können sich die Kollegen durch häufiges Händewaschen, viel lüften, viel trinken und abends duschen, um die Viren und Keime loszuwerden. Auch das Gurgeln oder Nasespülen mit Wasser helfe gegen Ansteckung. Wenn hochansteckende Patienten trotzdem zur Arbeit gingen, könne im Grunde nur der Chef einschreiten. "Ich höre auch immer wieder, dass Angestellte vom Chef nach Hause geschickt werden", sagt die Ärztin. Manchmal sei es aber auch verständlich, wenn einer nicht zu Hause bleibe. Betriebe seien mitunter so klein, dass sie quasi still gelegt seien, wenn einer ausfällt.

"Ich lasse meine Angestellten zu Hause und stelle mich selber hin", schreibt uns Fraya Burchartz auf facebook. Sie meint, im schlimmsten Fall dauere das bei Erkältung drei Tage und werde dann nicht auf die Arbeit verschleppt.

(StadtSpiegel)