Schimpfen, spucken, schubsen

Schimpfen, spucken, schubsen

In Waldhausen ist am letzten Wochenende ein Rettungssanitäter von einem Betrunkenen krankenhausreif geschlagen worden - kein Einzelfall. Die Komba-Gewerkschaft fordert konsequentere Strafverfolgung und mehr Sensibilisierung.

Der Extra-Tipp sprach mit Axel Küppers, Vorstand der Komba in Mönchengladbach.

Extra-Tipp: Wie geht es dem verletzten Kollegen?

Axel Küppers: Er ist aus dem Krankenhaus entlassen, aber noch dienstunfähig. Es hat ihn sehr stark getroffen. Man hört ja aus anderen Städten öfter sowas, aber im eigenen „Laden“ bewusstlos geschlagen werden...

Sind Angriffe auf Rettungskräfte in Mönchengladbach demnach eher selten?

Nein, sie sind an der Tagesordnung. Verbale Attacken sind ja auch Gewalt. Rettungskräfte müssen sich tagtäglich Anfeindungen und Beschimpfungen gefallen lassen und in der letzten Zeit werden sie sehr oft auch noch bespuckt. Der Übergang zur körperlichen Gewalt ist fließend, schubsen und leichtere Schläge zählen auch dazu. Einsatzkräfte der Feuerwehr werden von Balkonen mit Gegenständen beworfen. Feuerwehrleute sind schon harte Jungens, aber bei körperlicher Gewalt hört es auf.

Forscht die Komba-Gewerkschaft nach den Ursachen?

Wir versuchen zu analysieren, was die Gründe sind. Oft spielen Alkohol, Drogen, psychische Erkrankungen oder ein schwieriges Umfeld eine Rolle. Wenn Rettungsleute in Situationen häuslicher Gewalt gerufen werden, ist da von vorne herein ein hohes Aggressionspotenzial. Dann tun sich die Kontrahenten oft zusammen gegen das „Feindbild Staat“, der in dem Moment durch einen Uniformträger personalisiert wird. Immer öfter werden auch Frauen im Einsatz von Männern anderer Kulturen nicht als vollwertige Kräfte respektiert.

Welche Berufsgruppen sind betroffen?

Eigentlich alle, die öffentlich arbeiten. Am häufigsten Rettungssanitäter, Feuerwehrleute, Polizei, aber auch Einsatzkräfte von Sozial- und Jugendamt, Angestellte von Bahn und Post, Busfahrer - jeder der mit Publikumsverkehr arbeitet. Wir vertreten ja nur die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die Kollegen freier Träger sind natürlich genauso betroffen.

Die Komba-Gewerkschaft fordert mehr Sensibilisierung für das Thema.

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Ja, wir kritisieren, dass solche Straftaten nicht konsequent genug geahndet werden. Nach Paragraf 115 Strafgesetzbuch ist die Behinderung von Rettungspersonal im Einsatz eine Straftat. In der Realität verfolgt die Staatsanwaltschaft solche Fälle oft nicht, mangels „öffentlichem Interesse“. Das ist dann ein zweiter Schlag ins Gesicht der Betroffenen.

Da ist die Politik gefragt.

Ja, wir wünschen uns mehr Rückenstärkung durch die Politik. Immerhin hat das Innenministerium jetzt eine Studie zu solchen Übergriffen in Auftrag gegeben.

Müssen sich die Einsatzkräfte auch neu orientieren?

Sie lernen Beschwichtigungs- und Abwehrtechniken und verbale Deeskalation, aber wir wollen keine Nahkämpfer auf den Rettungswagen. Die Bevölkerung muss lernen, dass Angriffe auf Rettungskräfte, die zum Teil im Einsatz ihr Leben riskieren, kein Kavaliersdelikt sind. Eine detailliertere Abfrage der Situation durch die Leitstellen könnte besser vorbereiten, vielleicht könnten auch Bodycams, wie bei der Polizei, helfen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Ulrike Mooz

(Report Anzeigenblatt)